Konzept Lauenburgischer Klimawald

SPD und DIE LINKE fordern Lauenburgischen Klimawald


Deutschlandweit ist eine dramatische Verschlechterung der Wälder zu beobachten, dies machte erneut der Waldzustandsbericht 2020 deutlich. Für den Kreis Herzogtum Lauenburg, dem größten kommunalen Waldbesitzer Deutschlands, steht in diesem Jahr die Forsteinrichtung an – die Planung, was mit unseren Wäldern in der nächsten Dekade geschehen soll. 
SPD und DIE LINKE haben auf Kreis- und Fraktionsebene unter Einbeziehung der Umweltverbände, unter ihnen BUND und NABU, ein Forderungspapier erarbeitet, mit dem sie in die anstehenden Beratungen zur Forsteinrichtung gehen.  
Hierzu erklärt die Fachsprecherin für Umwelt der SPD-Kreistagsfraktion, Anika Pahlke: „In Zusammenarbeit mit der Verwaltung wollen wir die Kreisforsten so fortführen, dass sie zuallererst als Lebensraum, aber auch für nachfolgende Generationen als Erholungswald erhalten bleiben. Hierzu bedarf es einer Stärkung – gerade mit Blick auf die Herausforderungen und Veränderungen, die mit dem Klimawandel einhergehen.“ 
„Es freut mich sehr, dass wir aufgrund unserer Initiative nun auch parteiübergreifend für eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Kreisforsten und für den Erhalt des Ökosystems Wald an einem Strang ziehen“, unterstreicht Yvonne Treptow, Kreissprecherin DIE LINKE.  
„Im guten Austausch zwischen den Verbänden und den Parteien SPD und DIE LINKE ist ein Papier entstanden, das richtungsweisend ist für die zukünftige Ausgestaltung der Kreisforsten. Damit haben wir ein starkes Signal gesetzt für Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Artenvielfalt – denn dies beginnt immer vor der eigenen Haustür“, so Jens Meyer, Fraktionsvorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion. 
Dies unterstreicht auch Manfried Liedke, Fraktionsvorsitzender der Kreistagsfraktion von DIE LINKE, der ergänzt: „Wir dürfen eines nicht vergessen: Der Wald braucht uns nicht – aber wir brauchen den Wald um zu leben – daher sollte unsere gesamte Anstrengung darin liegen, diesen bedrohten Lebensraum möglichst effektiv zu schützen.“
Dr. Nina Scheer, SPD-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete, begleitete ebenfalls die Austauschrunden. Scheer: „Wirtschaftlichkeit muss bei öffentlichen Wäldern klar zurückstehen, wenn dies Erhalt und Gesundung des Waldes einfordern, gerade mit Blick auf die sich verschärfenden Belastungen durch den Klimawandel.“ 
 

Folgende Forderungspunkte enthält das gemeinsame Papier von SPD und DIE LINKE:  
1. Um das Ziel einer naturnahen Waldwirtschaft kontinuierlich zu begleiten, wird ein Waldbeirat eingerichtet, der sich aus Interessenvertretern und Experten zusammensetzt. Dieser spricht dem Ausschuss regelmäßig Empfehlungen aus und erhält Rede- und Antragsrecht. 
2. Unter Berücksichtigung der aktuellen und künftigen Herausforderungen des Klimawandels und des Zustandes der Wälder soll die Forsteinrichtung 2021 mindestens folgende Punkte enthalten: 
a) Förderung einer naturnahen Baumvielfalt. In Nadelholzforsten, die unter Trockenheit und Kalamitäten leiden, sollen heimische Laubbaumarten gefördert werden. Nadelforste sind kontinuierlich in naturnahe Laubmischwälder zu überführen. 
b) Naturbelassene Waldflächen ohne jegliche forstliche Nutzung werden von heute 15 Prozent bis 2030 auf 30 Prozent durch ökologisch besonders wertvolle Gebiete erweitert. 
c) Keine Experimente mit nichtheimischen Baumarten auf bestehenden Waldflächen – auch nicht unter wissenschaftlicher Begleitung oder auf Versuchsflächen. 
d) Die Wasserentnahme aus den Forstböden wird reduziert, Entwässerungssysteme auf kreiseigenen Flächen zurückgebaut. Humusbildung wird gefördert. 
e) Besonders behutsamer Umgang mit alten Laubwäldern sowie alten Waldstandorten. 
f) In naturnahen Wäldern ist ein geschlossenes Kronendach anzustreben. 70 Prozent Kronenschluss sind nicht zu unterschreiten. Bei der Überführung von naturfernen Forsten in naturnahe Wälder sind größere Auflichtungen notwendig. Sie helfen, die Biodiversität zu erhalten und zu fördern. 
g) Totholz als Nährstoff- und Wasserspeicher sowie als Nährboden für Biodiversität soll weitestgehend im Wald belassen werden. Die Entnahme von geschädigten Bäumen (Schädlinge, Trockenheit, Krankheitsbefall) ist auf ein Minimum zu beschränken. 
h) Kein Einsatz von Pestiziden oder anderen Chemikalien im Wald. 
i) Vorhandenes Holz wird für möglichst nachhaltige und langlebige Erzeugnisse verkauft – nur Reste dürfen für Wegwerf-Produkte und Brennholz genutzt werden. 
j) Der Einschlag in die naturnahen Wälder muss auf ein Minimum reduziert werden. Im Durchschnitt (inkl. Kalamitäten) sollen jährlich maximal 30.000 Festmeter (auf 5 Jahre gesehen) eingeschlagen werden. In einem einzelnen Jahr dürfen es aber nicht mehr als 40.000 Festmeter sein (inkl. Kalamitäten). Bis der Wald sich erholt hat, wird in den Folgejahren eine Minderung von 5 % in jedem Jahr angestrebt. Hierbei wird bewusst auf möglichen Einschlag verzichtet, um eine Klimareserve aufzubauen und die weitere Gesundung des Waldes bewusst zu fördern. Diese soll in Jahren mit besonderer Trockenheit und hoher Kalamität eine stabilisierende Wirkung entfalten. Die Wirkung der Maßnahmen sind nach 5 Jahren unter Beteiligung des Waldbeirats zu evaluieren. 
k) Eingriffe in die Bestände werden auf ein notwendiges Minimum reduziert. 
Es sollen möglichst keine schweren Geräte genutzt werden, die den Waldboden verdichten und damit schädigen (etwa aus Kostengründen). Die Arbeiten sollen wieder verstärkt durch eigenes Personal und eigene Maschinen erfolgen. Bodenschonende Ernte und Transportverfahren sind zu erproben. Der Harvestereinsatz muss die zu begründende und absolute Ausnahme sein. 
l) Die Infrastrukturflächen (Wege und Flächen für die Forsten) dürfen max. 10 Prozent der bewirtschafteten Waldfläche ausmachen. Dabei soll keine neue Infrastruktur geschaffen werden. 
m) Jagd: An dem flexiblen System der Jagd in Eigenregie und Begehungsscheinen wird weiter festgehalten.