Am 18. Januar 2020 jährt sich zum 24. mal der Brandanschlag auf die Geflüchtetenunterkunft in der Hafenstraße in Lübeck. 24 Jahre ist es her, dass 10 Menschen sterben mussten, davon 7 Kinder, und dass weitere 34 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. Neonazis zündeten nachts das Haus an, in dem die Menschen lebten und setzten so ihr rassistisches Weltbild in die Tat um. Verurteilt wurden die Täter nicht, obwohl sie teilweise sogar Geständnisse ablegten und die Indizienlage sie eindeutig belastete. Ein wirklicher Aufklärungswillen der staatlichen Organe war nicht zu erkennen: Nach den rassistischen Anschlägen in Rostock-Lichtenhagen und Mölln passte ein weiterer Anschlag nicht in das Bild der erfolgreichen Deutschen Wiedervereinigung. So wurde statt gegen die verdächtigen Neonazis gegen einen Bewohner des Hauses ermittelt. Der Geflüchtete, der selbst Opfer des Brandanschlags wurde, zum Täter gemacht.
Wir begreifen all diese Geschehnisse als Teil unserer Geschichte. Eine Geschichte der Betroffenheit, des Nicht-Glaubenkönnens und des Widersprechens. Eine Geschichte des Gedenkens und des Anklagens. Und wir begreifen den Anschlag, die rassistischen Verhältnisse und alles, was daraufhin geschah, als einen politischen Prozess, dem wir uns als Antifaschisten*innen angenommen haben.
Und so rufen wir dieses Jahr wieder dazu auf, am 18. Januar mit Betroffenen von rechter Gewalt, Angehörigen der Opfer und allen solidarischen Menschen auf die Straße zu gehen.
Das vergangene Jahr hat erneut gezeigt: Es werden weiter Menschen von Neonazis ermordet. Wir sind wütend über den Unwillen der staatlichen Organe, tatkräftig gegen Rechte Strukturen vorzugehen. Wir sind wütend über die Verstrickungen der staatlichen Strukturen mit rechten und neonazistischen Organisationen, wie beispielsweise bei den Verbindungen von Verfassungsschutz und NSU. Wir sind wütend darüber, dass organisierte Neonazis als Einzeltäter dargestellt und ihre terroristischen Strukturen verharmlost werden, die auch in die Polizei und Bundeswehr reichen. Wir sind wütend, dass Betroffenen rechter Gewalt ihre Erfahrungen abgesprochen werden und Menschen, die ins Feindbild von Neonazis und Rechten passen, weiterhin nicht sicher sind. Wir trauern um alle Opfer rechter Gewalt, wir trauern um die Menschen, die im Mittelmeer ertrinken, obwohl sie Schutz suchten. Wir sind wütend darüber, dass Menschen abgeschoben werden, in Länder, in den ihnen Verfolgung, Folter und Tod drohen.
In Gedenken an die Opfer aus der Hafenstraße wollen wir unsere Wut und Trauer auf die Straße tragen. Es ist unsere Stadt, in der Neonazis gemordet haben. Es ist unsere Geschichte, die wir schreiben. Gegen den Faschismus und seine Verharmlosung! In Lübeck gibt es keinen Platz für Rassismus und rechte Hetze! Wir bleiben solidarisch mit allen Geflüchteten und heißen sie willkommen! Wir fordern das bedingungslose Recht auf Asyl, sichere Fluchtwege und menschenwürdige Unterbringung für Geflüchtete! Für die befreite Gesellschaft und ein gutes Leben für alle.