Seit Mai 2008 betreibt die Gemeinde Kastorf auf dem Dach des Kultur- und Freizeitzentrums eine der größten kommunalen Photovoltaik-Anlagen in Schleswig-Holstein. Anlass für die Kreistagsfraktion der LINKEN, über ein Gespräch mit dem Kastorfer Bürgermeister Herrn Wiedenhöft ihre Initiative in Richtung Photovoltaik für kreiseigene Gebäude voranzutreiben. Die Anlage sei ursprünglich mit einem Einspeisevolumen von 30.000 EUR über eine Finanzierungslaufzeit von 16 Jahren geplant gewesen. Es habe sich jedoch bald herausgestellt, dass die Anlage das Potential für 36.000 EUR Einspeisungssumme hergibt, womit die Laufzeit um 4 auf jetzt 12 Jahre verkürzt werden konnte, bei ca. 70.000 kWh jährlicher Erzeugung, berichtete Herr Wiedenhöft. Die Einspeisungsvergütung sei zwar jetzt verringert worden, demgegenüber stehe aber ein inzwischen um 30 bis 50 Prozent gesunkener Preis für die Dachmodule, der zukünftige Investoren nicht mehr abschrecken könne, so Herr Wiedenhöft weiter.
Denn es waren vornehmlich wirtschaftliche Bedenken, die die anderen Parteien im Innenausschuss des Kreises gegen unseren Antrag auf Ausstattung kreiseigener Gebäude mit Photovoltaikanlagen äußerten, erläutert Manfried Liedke. Da bei uns jedoch wirtschaftliche Interessen nicht ausschließlich im Vordergrund stehen, sondern mindestens ebenso der Klimaschutz, hat uns die seit Bestehen der Anlage erzielte CO2-Vermeidung von inzwischen knapp über 255 Tonnen besonders gefreut.
Weitere Bedenken, z.B. zu Brandschutz und Versicherung, konnten durch Bürgermeister Wiedenhöfts Informationen leicht ausgeräumt werden. Es habe sich beim Gespräch mit der Feuerwehr schnell herausgestellt, dass zu eventuellen Sonderbestimmungen hinsichtlich des Brandschutzes bereits weitreichende Informationen und Handlungsanleitungen vorlägen. Versichert sei die Anlage über eine nur leicht angepasste Prämie bei der ohnehin bestehenden Versicherung der Gemeinde.
In der anschließenden Diskussionsrunde erörterte die Fraktion weitere Aspekte, die aus ihrer Sicht gleichrangig im Vordergrund künftiger Energiepolitik stehen müssen. Zunächst einmal wäre eine schrittweise zunehmende Ausstattung kreiseigener Gebäude eine Chance, die Einnahmenseite der zumeist desolaten öffentlichen Haushalte zu verbessern. Beispielhaft voranschreiten könnte unser Kreis, wie viele Kommunen es bereits vormachen, nämlich in dringend benötigter Rekommunalisierung und damit Demokratisierung der Energieversorgung.
Wir bevorzugen eine Zusammenarbeit mit den vorhandenen Stadtwerken, beschäftigen uns mit dem Gedanken der Dezentralisierung der Energieversorgung. Nur so können wir die Vormachtstellung der bekannten 4 Energieriesen ausbremsen und schließlich überwinden, so Kreistagsabgeordneter Claus-Peter Feindt. Man müsse verstehen, dass einer wirklich ernst gemeinten Umweltpolitik eine Wirtschaft, die manisches Gewinnstreben ohne echte Investition, also den Kapitalismus schlechthin praktiziert, unvereinbar gegenübersteht. Denn der Versorgungsauftrag werde dabei nahezu ausgeblendet, Preistreiberei sei Tür und Tor geöffnet, das sei nicht hinnehmbar.
So hat die Energiefrage immer auch die soziale Komponente. Zerstörung der Umwelt, Ausbeutung der Ressourcen in dem heute schon erreichten Maße und große Bevölkerungsteile, die lediglich aufgrund steigender materieller Not nicht in der Lage sein werden, unser aller Verantwortung für umweltgerechtes Handeln nachzukommen, verpflichteten die Politik zu nichts anderem als zu konsequenten und eben auch sozialen Entscheidungen.