Ab 1. August 2013 haben alle Kinder ab dem ersten Geburtstag einen Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung und Betreuung in einer Kindertageseinrichtung oder Kindertagespflege. Im März 2013 fehlten noch 180000 Kitaplätze, um die anvisierte durchschnittliche Betreuungsquote von 39 Prozent zu gewährleisten. Anfang Juli sprach der Städtetag von fehlenden 100 000 Plätzen. Bereits zwei Tage später verkündete die Ministerin: Plansoll übererfüllt. Hier sind Zweifel angebracht!
Der Rechtsanspruch wird nicht flächendeckend sichergestellt werden können. Zum einen wird bei den Erfolgsmeldungen geschummelt: So rechnet sich Hessen über ein »Platzsharing« schön, als ginge es bei der frühkindlichen Betreuung um ein Schichtsystem. Zum anderen ist der Bedarf nach Betreuungsplätzen insbesondere in den Großstädten und Ballungszentren weitaus umfangreicher, als die geplante Quote von 39 Prozent.
Die Anzahl an Betreuungsangeboten wird die Nachfrage deutlich unterschreiten. Zu lange wurde der Ausbau politisch verschleppt. Nun droht die Qualität der Kinderbetreuung auf der Strecke zu bleiben. Hauptproblem ist, dass der seit langem beschworene Mangel an Erzieherinnen und Erziehern nicht von heute auf morgen behoben werden kann. Die Folgen sind: der Betreuungsschlüssel wird verschlechtert und dadurch die Qualität der frühkindlichen Bildung. Die Öffnungszeiten entsprechen noch weniger dem Bedarf, was in erster Linie erwerbstätige Eltern benachteiligt.
Gute frühkindliche Bildung und Betreuung ist wichtig. Der notwendige Ausbau von Betreuungsplätzen darf nicht durch ein Absenken der Standards erkauft werden!
Die LINKE fordert einen sofortigen bedarfsgerechten Ausbau der Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren.
- Eltern brauchen Betreuungseinrichtungen mit flexiblen Öffnungszeiten, damit sie Beruf und Familienleben vereinbaren können.
- Gleichzeitig müssen in diesen Einrichtungen die Standards guter Arbeit realisiert werden. Werden die Dienstleistungen ausgebaut, muss auch das Fachpersonal aufgestockt werden.
- Wir wollen den Betreuungsschlüssel nach bundesweiten Standards verbessern: mindestens eine Erzieherin oder einen Erzieher auf maximal vier Kinder im Alter bis drei Jahren und mindestens eine Erzieherin oder einen Erzieher auf maximal zehn Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren.
- Arbeitsbedingungen und Bezahlung von Erzieherinnen und Erziehern müssen verbessert werden