Unter dem Motto „feste feiern gegen Nazis – Weg mit dem Ratzeburger Nazi-Haus“ fand am Samstag, 10.07. ein buntes Fest gegen Rassismus und Intoleranz und für Solidarität und ein soziales Miteinander statt.
Gegen Mittag hatten sich auf dem Ratzeburger Markplatz, trotz sengender Hitze, rund 100 überwiegend junger Leute versammelt. Bei fetziger Livemusik dreier Bands wurde mit Informationen und Aktionen ein deutliches Zeichen gegen die Ausgrenzung von Ausländern und Andersdenkenden gesetzt. Durch eine Vielzahl selbstgemalter Transparente, die den sonst so grauen Markt in eine buntes Farbenmeer verwandelten, wurde, nicht nur den vorbeiziehenden Touristen, sofort klar:
Ratzeburg hat ein Nazi-Problem – aber es gibt auch viele Leute, die sich dagegen zur Wehr setzen!
An den Infoständen vor dem Alten Kreishaus bot sich reichlich Raum für Informationsaustausch und teilweise heftige Diskussionen.
Vertreten waren die Antifaschistische Aktion Herzogtum Lauenburg (AHL), die linksjugend solid, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, die AIDS- und Behinderten-Selbsthilfe, die Grünen und die Partei DIE LINKE.
Die Punkrockbands „Skrotum“ aus Ratzeburg/Mölln, „The Detectors“ aus Neumünster/Kiel sowie eine frisch gegründete Punkband aus Kiel sorgten für Unterhaltung.
Außerdem gab es eine Graffiti-Aktion an einer 2x5m großen Holzwand.
Hintergrund dieses Festes sind verstärkte Aktivitäten einer neonazistischen Gruppe in Ratzeburg. Die sogenannte ‚Nationale Offensive Herzogtum Lauenburg‘, treibt, ausgehend von einem Haus in der Langenbrücker Straße 17, ihr Unwesen in der Kreisstadt. Vermeintlich links aussehende Passanten und Bürger mit Migrationshintergrund werden in der Innenstadt regelmäßig von den Rechtsradikalen angepöbelt, Jugendliche werden an der Badestelle Aqua Siwa bedroht und es kam auch schon zu mehreren gewalttätigen Übergriffen. Der Marktplatz wurde von den Neonazis zu ihrem Treffpunkt und als „national besetzte Zone“ erklärt.
„Wir werden keine ‚No-Go-Areas‘ dulden und wollen diesen Raum wieder allen Menschen zugänglich machen!“ so die Veranstalter in einer Abschlusserklärung.
Forderungen nach mehr Demokratie und Toleranz seien nichts mehr als schöne Worte, wenn sie nicht mit Chancengleichheit und gelebter Solidarität einhergingen. Die Veranstalter wollten mit ihrer Aktion einen Anfang machen und allen Menschen, die sich durch die Neonazis gestört fühlen oder ein Zeichen gegen Ausgrenzung setzen wollen, die Möglichkeit geben, dies öffentlich zu tun.
Die Befürchtungen der Polizei, von dem Fest könnten Gewalttätigkeiten ausgehen, stellten sich als völlig grundlos heraus.
Das Fest fand am Nachmittag einen friedlichen Ausklang.
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