Ja! So beschrieben wir am 6.Mai 2012 auf der Webseite die Versuche, uns eine schöne Zukunft vorauszusagen, besser: den wahren Zustand zu verschleiern:
„Stillstand und Rückwärtsfahrt auf der ‚Schnellstraße zur Vollbeschäftigung‘.
Am 28. Oktober 2010 war der „Tag der Verheißung“: Ministerin von der Leyen bejubelte das Sinken der offiziellen Arbeitslosenzahlen unter die 3 – Millionenmarke. 2 945 451 Arbeitslose wurden gezählt, das entsprach einer Arbeitslosenquote von 7%.
In Schleswig Holstein wurden offiziell 97 579 Arbeitslose mit einer Quote von 6,7% gezählt. Springers WELT titelte: Weniger als 2 Millionen Arbeitslose schon 2012! Und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle sah uns auf der ‚Schnellstraße zur Vollbeschäftigung‘.
Die Schnellstraße aber war ein holperiger Feldweg-Kreisverkehr der erst einmal wieder kräftig bergauf führte, und so sind wir denn eineinhalb Jahre später, Ende April 2012, mit bundesweit offiziell 2 963 000 Arbeitslosen wieder bei 7% angelangt. Tolles Tempo auf der Schnellstraße! Und Schleswig- Holstein mußte gar den Rückwärtsgang einlegen und hatte Ende April 2012 offiziell mehr Arbeitslose als im Oktober 2010: 106 500 = 7,4 %!
Nun ist das alles aber nur die halbe Wahrheit, denn wir wissen ja, daß mit den Statistiken der Arbeitslosigkeit schamlos getrickst wird, um das wahre Ausmaß zu verschleiern.“
Noch ein Prophet
Mit Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit wagte sich nun am 20.November 2014 ein neuer Prophet zur Verkündung der Heilsbotschaft auf die Bühne. Die gegenüber dem September im Oktober doch recht deutlich von 2 807 806 auf 2 732 769 gesunkenen „offiziellen Arbeitslosenzahlen“ nahm er zum Anlaß, wieder einmal die Behauptung aufzustellen, wir seien auf dem Weg zur Vollbeschäftigung und begründete dies so: „Hartz IV ist das beste Programm, das wir je hatten“. Eine solche Unverfrorenheit wirft ein grelles Schlaglicht auf mangelndes soziales Gewissen, nicht nur bei Herrn Weise, sondern bei all jenen, die Hartz IV erfunden haben und beibehalten wollen. Bevor wir das weiter kommentieren, zuerst einmal die Ermittlung der „tatsächlichen Arbeitslosigkeit“:
Statistische Tricks
Tatsächliche Arbeitslosigkeit im Oktober 2014: 3.550.462
Offizielle Arbeitslosigkeit im Oktober 2014: 2.732.769
Nicht gezählte Arbeitslose gesamt: 817.693
Nicht gezählte Arbeitslose aufgeschlüsselt
Älter als 58, beziehen Arbeitslosengeld I und/oder ALG II: 176.735
Ein-Euro-Jobs (Arbeitsgelegenheiten): 107.309
Förderung von Arbeitsverhältnissen: 9.591
Fremdförderung: 91.909
Beschäftigungsphase Bürgerarbeit: 11.174
Berufliche Weiterbildung: 167.594
Aktivierung und berufliche Eingliederung (z.B. Vermittlung durch Dritte): 168.249
Beschäftigungszuschuss (für schwer vermittelbare Arbeitslose): 4.041
Kranke Arbeitslose (§126 SGB III): 81.091
Hier gleich auch die Zahlen für Schleswig-Holstein:
Tatsächliche Arbeitslosigkeit
120.136 |
|
Offizielle Arbeitslosenzahl |
93.832 |
Nicht gezählte Arbeitslose |
26.304 |
Älter als 58 Jahre, beziehen ALG 1 und/oder ALG 2 |
4.920 |
in Ein-Euro-Jobs (Arbeitsgelegenheiten) |
2.924 |
„Beschäftigungsphase Bürgerarbeit” |
352 |
Förderung von Arbeitsverhältnissen |
163 |
Fremdförderung |
2.827 |
in beruflicher Weiterbildung |
5.122 |
„Aktivierung” und berufliche Eingliederung |
7.282 |
Beschäftigungszuschuss |
114 |
krankgeschriebene Arbeitslose (§ 126 SGB III) |
2.600 |
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarktreport Land Schleswig-Holstein, Oktober 2014 |
http://www.linke-sh.de/politik/tatsaechliche_arbeitsmarktdaten/
Die (gesetzlich völlig legale) Manipulation der Arbeitsmarktdaten ergibt also ein sehr beschönigtes Bild der tatsächlichen Lage. Wenn bundesweit 817. 693 tatsächlich arbeitslose Menschen nicht berücksichtigt wurden, ergibt das eine Fehlerquote von knapp 30%, für Schleswig-Holstein von knapp 22% !
Noch mehr Infos gibt es hier als PDF.